Montag, 26. März 2012

Abschlusspanel – Videozusammenfassung

Die spannende Abschlussdiskussion zwischen Gesine Schwan, Ines Pohl und Marion Knaths (Moderation Claudia Neusüß) im Zusammenschnitt. Eine Besprechung der Veranstaltung finden Sie hier.

Mittwoch, 21. März 2012

"Es geht immer um das Aussehen" – Workshop Darstellung von Frauen in der politischen Berichterstattung

Prof. Dr. Christina Holtz-Bacha im Video-Interview mit Stefanie Lohaus zur Darstellung von Spitzenpolitikerinnen in den Medien. Einen Bericht über den Workshop finden Sie hier.



Dienstag, 20. März 2012

Kommissarinnen – Die Frauen sind da. Ein Vortrag von Dr. Ines Kappert

Zusammenfassung des Vortrags von Dr. Ines Kappert über die TV-Karriere von Frauen, die viel leisten und zu wenig Spaß haben, Dr. Ines Kappert (Leiterin des Ressort für Meinung und Debatte in der taz).


Hier geht es zum Bericht über den gesamten Workshop

Montag, 19. März 2012

„Die sexualisierte Kampfmaschine“ - Workshop zu Inszenierungen von Geschlecht im Unterhaltungs-TV

Wie Prof. Dr. Margreth Lünenborg im Interview mit uns bereits erwähnt hat, sind Unterhaltungsformate per se nichts Schlechtes, sondern einfach etwas, das mit der Lebenserfahrung der jeweiligen Person zu tun habe und worüber man sich deshalb unterhalten könne. Logisch also, dass es Sinn macht, sich die Frauenbilder in ein paar Unterhaltungsfilmen genauer anzuschauen.

Star Trek-Spezialistin Sennewald
Als Erste stellt Frau Dr. Nadja Sennewald ihr Forschungsgebiet vor. Die Kulturwissenschaftlerin ist ausgebildete Spezialistin für die Serie „Star Trek: Raumschiff Voyager“ und hat  dazu 2007 bei transcript die Studie „Alien Gender. Die Inszenierung von Geschlecht in Science-Fiction-Serien“ veröffentlicht. Wir befinden uns mitten in einer Welt aus Captains, Action Girls und dritten Geschlechtern. Die erste intergalaktische Frau, mit der Nadja Sennewald uns bekannt macht, ist Captain Kathryn Janeway. Sie war die erste weibliche Kapitänin - und natürlich psychisch vollkommen unberechenbar. Das liegt natürlich an ihrer Menstruation. Sennewalds Fazit: "Janeway als Autoritätsperson muss scheitern." Und zwar deshalb, weil sie die narrative Ordnung sonst zerstören würde, in der die männlichen Figuren eben doch den kühleren Kopf und das Sagen haben.

Etwas robuster kommt dagegen in den 90ern das Action Girl B'Elanna Torres daher, die sehr technikaffin, konfliktbereit bis aggressiv und unglaublich robust ist. Diese Lady ist kein Opfer, sondern knallharte Täterin und gewinnt sogar einen Kampf gegen den stärksten Typen. Aber dann: Lässt sie sich erschöpft in die Arme ihres zukünftigen Mannes fallen. Es ist dieses Eindämmungsbild, diese Demontage der Kraft dieser Halbklingonin, die Nadja Sennewald herausgearbeitet hat. Auch in diesem Moment wird der Figur dann plötzlich die Kraft entzogen und der körperlich viel schwächere Freund behält die Oberhand. Es ist eben nicht nur relevant, dass Frauen in Machtpositionen gezeigt werden, sondern auch wie. Das sehen wir ja auch fast täglich in der Berichterstattung etwa über weibliche Politikerinnen, deren Beschreibung meistens mit einer intensiven Schilderung der äußeren Erscheinung beginnt.

Tagungseindrücke

Mit über 400 TeilnehmerInnen war die Gender Matters!-Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung ein voller Erfolg. Wir danken alle ReferentInnen und TeilnehmerInnen für die anregenden Vorträge und Diskussionen sowie zahlreiche mutmachende und kritische Anmerkungen. 



Alle Foto: Tanja Krokos

"Geschlechterritualisierung von Wissenschaft im Film" - ein Vortrag von Prof. Dr. Eva Flicker

Eine Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Dr. Eva Flicker, gehalten im Rahmen des Workshops "Inszenierung von Geschlecht im Unterhaltungs-TV".
 



Sonntag, 18. März 2012

Die neue Gender Order – Workshop Beitrag der Politik zur Subversion

Egal wo, ob in einer Volkspartei, in einer kleinen neuen Partei oder in einer NGO. Auf den Posten sitzen immer die Männer“. Mit diesen Worten bringt Deborah Ruggieri, Vertreterin der Arbeitsgruppe Gender im Rat der globalisierungskritischen NGO Attac ihre eigene Bestandsaufnahme zur Gleichstellung und die ihrer Vorrednerinnen von SPD und Piratenpartei auf den Punkt.
Katrin Rönicke (Moderation), Cordula Drautz, Deborah Ruggieri, Lena Rohrbach (v.l.n.r.)
Drei engagierte Frauen berichteten im Workshop „Beitrag der Politik zur Subversion“ von den Geschlechterverhältnissen in ihrer jeweiligen Organisation und mit welchen Mitteln sie versuchen, diese zu verändern. Dass das nicht immer einfach ist, haben alle drei schon am eigenen Leib erfahren ...

"Frauen werden nur aufgestellt, wenn sie definitiv keine Chance haben."

Von Erschöpfung am Ende des Seminartages konnte keine Rede sein – beim Abschlusspanel wurde es noch einmal unterhaltsam und turbulent. Unter dem zugegebenermaßen etwas irreführend akademischen Titel „Interdependenzen“ und moderiert von Claudia Neusüß, Politikberaterin und gegenwärtig Gastprofessorin an der Technischen Universität Berlin, berichteten drei prominente Frauen noch einmal von ihren Erfahrungen. Und bestätigten einige Aspekte, die in den vorangegangen Workshops thematisiert worden waren.

Das Abschlusspanel (Foto: Tanja Krokos)

„Wer nicht sichtbar ist, existiert nicht.“ – Workshop zu (Selbst-)Inszenierungen im Netz

Im Gespräch: Anke Domscheit-Berg (Foto: Tanja Krokos)
Das Netz hätte eine neue Spielwiese für Frauen sein können. Ein Ort, an dem die Machtverhältnisse der Offline-Welt keine Rolle spielen. Aber auch hier zeigt sich: Es sind zwar mehr Mädchen und Frauen im Social Web, aber die Männer sind sichtbarer und bekommen mehr Clicks. Und warum scheinen Frauen lieber übers Stricken, als über den neuen Airbus zu schreiben? Ein Workshop mit Anke Domscheit-Berg und Susanne Klingner, moderiert von ZEIT-Redakteurin Cosima Schmitt.

Auf dem Podium sitzt die Frau, an der es kaum ein Vorbeikommen gibt, wenn es um Frauen im Netz geht: Anke Domscheit-Berg. Die Unternehmerin spricht heute über „Mein digitales Ich“. Sie hält zuerst einmal das „männliche Netz“ für ein Märchen. So sind bei Facebook etwa 57 Prozent Frauen angemeldet. Allerdings scheinen Frauen das Internet und vor allem soziale Netzwerke weniger für ihren beruflichen Vorteil zu nutzen. Genau hier wird es aber schon schwierig, denn für Domscheit-Berg gilt gerade in beruflicher Hinsicht: „Wer nicht sichtbar ist, existiert nicht.“ Sich gar kein Bild von einer Person im Netz machen können, sei ein schlechtes Zeichen. Deshalb lohnt es sich immer, den eigenen Namen zu googlen, zu schauen, was es für Ergebnisse gibt und die Seiten für die Außenwirkung so optimal wie möglich zu gestalten. Domscheit-Berg beschreibt das mit der „Produktion eines tolerierbaren Heuhaufens“ – es wird trotzdem irgendwer die Nadel darin finden, aber je mehr ich selbst mache, desto mehr kann ich das Bild von mir im Netz mitbestimmen. 

Samstag, 17. März 2012

Klischierte Bilder – Darstellung von Frauen in der journalistischen Berichterstattung

„Sigmar Gabriel – schon zum sechsten Mal trägt er den selben grauen Anzug!“ Seltsam befremdlich, diese an die Wand des Tagungssaals projizierte Meldung, deren Layout unverkennbar auf eine große deutschsprachige Tageszeitung verweist -– dort aber niemals erschienen ist: „Die habe ich selbst gebastelt“, erklärt Prof. Dr. Christina Holtz-Bacha grinsend und erntet die ersten Lacher des Vormittagsworkshops, in dem es um die spezifischen Darstellungen von Frauen in der journalistischen Berichterstattung geht. Dieses fingierte Bild transportiert die Erkenntnis, dass eben auf solche Weise nicht über Männer berichtet wird – sie ist die Quintessenz dessen, was die Kommunikationswissenschaftlerin in ihrem Vortrag über über Spitzenpolitikerinnen in den Medien deutlich macht: „Angela Merkel hin oder her – Politik ist nach wie vor ein Männergeschäft!“
Das „great man model of leadership“ und andere klischierte Bilder, die eindeutig vergeschlechtlicht sind, werden medial weiterhin zementiert, wie Holtz-Bacha in ihrer Analyse der deutschsprachigen Medienlandschaft herausgefunden hat: „Damit machen die Medien Spitzenpolitikerinnen das Leben schwer.“
Laura Dornheim, Prof. Dr. Christina Holtz-Bacha, Birgitta MSchulte, v.l.n.r (Foto: Tanja Krokos)

"Anstatt sich einen kerligen Habitus zuzulegen sollten Frauen sich vor Augen führen wofür sie stehen."

Seine journalistische Laufbahn begann im zarten Alter von 18 Jahren mit der Beteiligung an der taz-Gründung, seitdem hat Tom Schimmeck bei zahlreichen Medien gearbeitet, etwa für den Spiegel, Die Zeit, den Deutschlandfunk und den NDR. Gegenwärtig ist er freiberuflicher Journalist für Print und Funk und hat vor knapp zwei Jahren das Buch „Am besten nichts Neues – Medien, Macht und Meinungsmache“ veröffentlicht. In einem Kapitel darin zeigt er am Beispiel der Berichterstattung über die SPD-Politikerin Andrea Ypsilanti im Jahr 2008/2009 auf, „wie Medien funktionieren, wenn eine Frau überraschend Erfolg hat“. Quer durch die bundesrepublikanische Medienlandschaft sei auffällig häufig und vehement auf klischierte „weibliche“ Attribute und Bilder zurückgegriffen worden, um Ypsilanti „zur Idiotin zu degradieren“. Gründe genug, bei dem einzigen männlichen Vortragenden der Tagung noch einmal genauer nachzufragen.

Herr Schimmeck, sie sind der einzige Mann unter den Referierenden auf der hiesigen Tagung, die ja explizit auf Frauen in den Medien fokussiert; Wie haben Sie Ihre geschlechtssensible Perspektive entwickelt und inwiefern spielt sie eine Rolle in Ihrer Arbeit?
Entwickelt? Keine Ahnung. Ich glaube prägend waren da etwa meine Redakteursjahre in der „Spiegel“-Burschenschaft. Klassische Männerrituale kamen mir schon immer absurd vor, ich konnte damit nichts anfangen. Der typische Umgang unter echten Kerlen bereitet mir manchmal geradezu körperliches Unwohlsein. Heute habe ich überwiegend mit Redakteurinnen zu tun, was ich genieße – auch wenn ich mittlerweile nicht mehr glaube, dass Frauen per se die besseren Menschen sind (lacht). Aber im Ernst: Das, was jetzt „Gender“-Perspektive heißt, schwang in meiner Arbeit wahrscheinlich immer irgendwie mit, schon in den taz-Anfängen, wo die Quote ja bereits vor über 30 Jahren Thema und Realität war. Zugleich wird dieser Gender-Stoff stetig komplexer und konfuser. Bei meinen mittlerweile fast erwachsenen Töchter etwa kam das männliche Geschlecht meistens als Störfall war, seit dem Kindergarten. Sicher gibt es viele tolle Jungs. Der Mann an sich aber wirkt zunehmend emotional inkompetent und entwurzelt. Ich will seit Jahren ein Feature über „Jungs“ zu machen – auch um mich nochmal genauer mit dem Thema Männlichkeit auseinanderzusetzen.

Subversion der Geschlechterbilder in den Medien – Bei Ypsilanti haben die Medien versagt


Nataly Bleuel, Chris Köver und Tom Schimmeck (Foto: Tanja Krokos)

Nach einer kurzen Einführung von Moderatorin Nataly Bleuel, eröffnet Journalist Tom Schimmek den Workshop zum 'Beitrag der Medien zur Subversion'. Schimmeck, der mit 18 Jahren die taz mitgründete und deren Frauenquote er später selbst zum „Opfer“ fiel, war bereits für zahlreiche Medien, wie dem Spiegel oder dem 'Lifestyle“-Magazin Tempo tätig. Für seinen Workshop-Beitrag zum Thema „Medien, Macht und Meinungsmache“ orientiert sich der Journalist an seinem im Jahr 2010 erschienen Buch „Am Besten nichts Neues“, für welches er untersuchte, wie sich Medien verhalten, wenn eine Frau plötzlichen Erfolg hat. Tom Schimmek legt den Fokus für seinen Beitrag auf den Fall der im Jahr 2008 von den Medien vollkommen demontierten Andrea Ypsilanti, bei welcher sich die bekannten Medien-Mechanismen noch bis ins Absurde überboten, so Schimmek. Die mediale Berichterstattung hatte sich im Fall Ypsilanti eingeschworen.

Freitag, 16. März 2012

"Das ist kein Automatismus"

Dem Eröffnungsvortrag lauschend (Foto: Tanja Krokos)
Prof. Dr. Margreth Lünenborg ist Professorin für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Journalistik an der Freien Universität Berlin. Im Mai wird ihre neueste Publikation "Ungleich mächtig. Das Gendering von Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Medienkommunikation" bei transcript erscheinen. Darin hat sie zusammen mit anderen WissenschaftlerInnen untersucht, über welche Spitzenfrauen und -männer wo und wie oft gesprochen wird. In ihrem Eröffnungsvortrag zur Tagung "Gender matters!" sind wir also mitten in der Suche nach Identifikationsangeboten für Frauen in den Medien.



Sie haben Journalismus studiert, volontiert und auch journalistisch gearbeitet. Warum wollten Sie irgendwann wieder zurück zur Wissenschaft?


Ich habe während meines Studiums ein Praktikum in Berlin gemacht und war dann zufällig auf einer Konferenz in Berlin, als die Mauer fiel. Das war natürlich unglaublich bewegend und da war nach Ende des Studiums klar: Ich muss nach Berlin. Dann habe ich für den SFB (Sender Freies Berlin) gearbeitet, die ja damals ein frauenpolitisches Magazin hatten. Bei denen hatte ich ein Praktikum gemacht - das waren ganz wunderbare KollegInnen und es war sehr toll, dort zu arbeiten. Für die habe ich frei gearbeitet, aber nebenbei noch andere Sachen gemacht. Wir haben zum Beispiel in der direkten Nachwendezeit "Ypsilon" gegründet - ein gemeinsames Frauenmagazin von ostdeutschen und westdeutschen Kolleginnen. Parallel dazu habe ich promoviert und hatte immer das Gefühl, dass ich mich mal zwischen Journalismus und Wissenschaft entscheiden muss . Dann habe ich erst noch politische Pressearbeit gemacht, bin nach Schleswig-Holstein gegangen und war da Pressesprecherin des ersten grünen Ministeriums für Frauen, Jugend und Wohnungsbau. Das war sehr interessant, aber nicht meine Zukunft. Irgendwann habe ich da aufgehört und bin in die Wissenschaft gegangen. Es gibt diesen einen Punkt, den viele Journalistinnen und Journalisten haben: dass man in diesem Beruf immer nur bis zu einer bestimmten Tiefe arbeiten kann. Die Aktualität treibt ja auch. Ich hatte einerseits also sicherlich die Sehnsucht, mal in Ruhe an einem Thema arbeiten zu können, habe aber schon immer gerne auch Lehre gemacht.