Das Abschlusspanel (Foto: Tanja Krokos) |
So erzählte etwa Gesine Schwan,
zweimalige Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin und
Professorin an der Viadrina-Universität Frankfurt/Oder davon, wie sie
den Umgang der Medien mit Spitzenpolitikerinnen selbst erfahren hat:
„Beim ersten Mal hat sowieso niemand die Kandidatur ernst genommen,
frei nach dem Motto: Frauen werden doch nur dann aufgestellt, wenn
sie definitiv keine Chance haben“, so Schwan in gewohnter
Grande-Dame-Manier. „Im zweiten Anlauf fing man dann an, mich ernst
zu nehmen – und die Berichterstattung wurde schlagartig
feindselig.“ Der Wahrnehmung der damaligen
Präsidentschaftskandidatin zufolge hätten die Medien geradezu nach
einem falschen Wort ihrerseits gegiert, um sie nach Art der Kollegin
Ypsilanti abwickeln zu können. „Aber ich mache den Medien da
keinen Vorwurf“, winkte Schwan betont gelassen ab. „Die erfinden
die Wirklichkeit ja nicht, sondern geben nur die Stimmung in den
Parteien und der Gesamtgesellschaft wieder.“
Der Fall Ypsilanti sei auch für sie
eine journalistische Herausforderung gewesen, gestand auch Ines Pohl.
Für die Chefredakteurin der Berliner Tageszeitung taz habe sich
daran gezeigt, wie schwierig es ist, den herrschenden Vorstellungen
von Frauen in der Politik auch medial entgegenzuwirken. Im
Zusammenhang mit Schwans Präsidentschaftskandidatur habe sie daher
ganz bewusst versucht, geschlechterstereotype Floskeln zu vermeiden:
„Über die 'Vogelnestfrisur' habe ich beispielsweise nie
geschrieben!“ Dennoch habe auch sie sicherlich nicht alle
Stolperfallen umgehen können, die in der Berichterstattung
auftauchten: „Die geschlechtssensible Perspektive nützt in manchen
Situationen auch nur wenig“, weiß Pohl aus ihrer Erfahrung als
eine der wenigen Chefredakteurinnen bei deutschen Zeitungen und
Magazinen. „Bei zwei Prozent weiblichen Führungskräften in den
deutschen Medienhäusern habe ich schon oft als einzige Frau an einem
ausschließlich mit Männern besetzten Redaktionstisch gesessen –
in solchen Situationen fällt es selbst mir schwer, meine Meinung
hinsichtlich der Berichterstattung über Frauen geltend zu machen.“
Frauen seien zwar im Journalismus nicht unwesentlich vertreten, so
Pohl weiter: „Aber die Ressortchefs sind nach wie vor überwiegend
Männer – und die machen die Spielregeln!“ Damit sich das ändert,
Frauen also in deutlich größerer Zahl in die Führungsetagen
gelangen, müssten sie allerdings die vielbeschworene Furcht vor
einflussreichen Positionen ablegen: „Ich appelliere immer an meine
jungen Kolleginnen: 'Greift nach der Macht! Macht haben ist geil!'“
Marion Knaths (l.), Gesine Schwan (r.) |
Im Gegensatz zu Schwan, die den
Begriffen „Ehrgeiz“ und „Machtstreben“ eher skeptisch
gegenüber steht und für weniger Wettbewerbsmentalität zwischen den
Geschlechtern denn vielmehr Partnerschaftlichkeit plädierte, riet
Marion Knaths den Anwesenden, sich einige der männlichen
Erfolgsstrategien abzuschauen. Die Sachbuchautorin, die mit ihrem
Unternehmen „Sheboss“ Führungsseminare von Frauen für Frauen
hält, verwies auf die Selbstverständlichkeit, mit der Männer so
genanntes „Networking“ betreiben, während sich Frauen damit
deutlich schwerer täten: „Frauen dürfen keine Angst davor haben,
machtvolle Positionen auch einzufordern, weil sie dadurch als
unweiblich gelten könnten“, so Knaths weiter.
Auch noch im letzten Panel des langen
Seminartages entflammte schließlich eine angeregte Diskussion darum,
wie wirkungsvolle Strategien aussehen könnten, mittels derer Frauen
den beschriebenen Dilemmata begegnen können. Wer nicht wie Gesine
Schwan schon in der Kinderstube die ermutigende Erfahrung gemacht
hat, „dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen mir und meinem
Bruder gibt“, sollte sich das entsprechende Selbstbewusstsein
antrainieren, riet Ines Pohl: „Dazu bedarf es einigen Mutes, man
muss schließlich immer ein Stück über sich selbst hinaus gehen.“
Auf diese Ermutigung konnte sich auch Marion Knaths einigen, denn
sich in die Opferrolle zu verkriechen und auf
Diskriminierungserfahrungen zu berufen, lässt die Business-Trainerin
nicht gelten: „Dabei helfen auch scheinbar winzige Details“,
sagte Knaths und forderte die ZuhörerInnen zu einer kurzen
Körperübung aus ihrem Trainingsrepertoire auf. „Richten Sie sich
mal auf, Schultern gerade und Brust raus – nehmen Sie sich auch mit
Ihrem Körper den Raum, der Ihnen zusteht!“
von Sonja Erkens, Autorin des Missy
Magazines
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